Am 7. Januar ist Franz Beckenbauer verstorben. Eine Fußballlegende, die die deutsche Nationalmannschaft und den FC Bayern als Spieler und Trainer zu vielen Titeln geführt hat. Der "Kaiser" war das Aushängeschild des deutschen Fußballs, ein Virtuose auf dem Platz. Dort wo er, war der Erfolg. Ein Rückblick auf zwei kurze Engagements als Interimstrainer der Bayern.
Franz Beckenbauer gewann als Spieler mit dem FC Bayern München und der deutschen Nationalmannschaft alles, was es zu gewinnen gab: Deutscher Meister, Europokal der Landesmeister, DFB-Pokal-Sieger, Europameister, Weltmeister. Als Trainer war der „Kaiser“ nicht minder erfolgreich: Als Teamchef der Nationalmannschaft führte er Matthäus & Co. 1986 ins Finale der Weltmeisterschaft in Mexiko, erreichte 1988 bei der Heim-EM das Halbfinale und krönte seine Karriere mit dem abermaligen Gewinn des WM-Pokals 1990 in Rom.
Nach seinem Rücktritt beim DFB und einem kurzen Gastspiel als technischer Direktor und Interimstrainer bei Olympique Marseille kam der „Kaiser“ 1991 nach München zurück. Als Vize-Präsident sollte Beckenbauer die Geschicke seines Vereins mitgestalten und ihm wieder zu früheren Erfolgen verhelfen. 1994 konnte der FC Bayern zum ersten Mal seit 1990 die deutsche Meisterschaft gewinnen, eine für die heutige Zeit unvorstellbare Durststrecke. Meistertrainer 1994 war, natürlich, Franz Beckenbauer.
Der Erfolg kommt zurück.
Beckenbauer übernahm nach 20 Spieltagen das Zepter von Erich Ribbeck. Nach 14 Spielen standen 9 Siege und 2 Remis zu Buche was mit einem Punkt Vorsprung vor dem 1. FC Kaiserslautern zu Meisterschaft reichte. Ein glücklicher Titelgewinn, der auch durch den Sieg im Wiederholungsspiel gegen den 1. FC Nürnberg begünstigt wurde, das nach Helmers Phantomtor vom DFB angesetzt wurde.
Der FC Bayern in der 1990ern Jahren glänzte selten durch feines Kombinationsspiel. Viel mehr waren es die auch heute oft zitierten „deutschen Tugenden“, die das Bayern-Spiel ausmachten: Laufen, kämpfen, niemals aufgeben, sein Spielglück erzwingen. Das Ganze garniert mit der individuellen Klasse von Spielern wie Matthäus, Scholl und dem Torriecher von Labbadia oder später Klinsmann.
Franz Beckenbauer strebte stets nach dem ganz Großen: Sein Anspruch: ein erfolgreicher FC Bayern. Und wo Beckenbauer war, war der Erfolg. Diese Aura machte ihm vermutlich auch den Umgang mit den zahlreichen Stars im Kader etwas leichter, einer Lichtgestalt glaubt man eben.
Der König geht, der Kaiser kommt.
Als König Otto (Rehhagel) den FC Bayern im April 1996 verlassen musste, erinnerten sich die Verantwortlichen an die erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen Beckenbauer und der Mannschaft. Erneut sollte Beckenbauer die Saison retten. In der Bundesliga gelang dies nicht. Die Bayern holten in Beckenbauers zweiter Amtszeit aus vier Spielen lediglich vier Punkte. Die Meisterschaft war verspielt, der BVB triumphierte erneut. Im UEFA-Cup, der damals in Hin- und Rückspiel ausgetragen wurde, spielten die Bayern Girondins Bordeaux mit Zinedine Zidane und Bixente Lizarazu aber an die Wand (2:0 und 3:1). Beckenbauer hatte die Mannschaft auf das Saison-Highlight hin zum Laufen gebracht. Der viel gescholtene Emil Kostadinov bekam das Vertrauen und zahlte es mit fünf Toren zurück. Jürgen Klinsmann brillierte in beiden Spielen und wurde später Torschützenkönig der UEFA-Cup Saison. Und Beckenbauer? Der hatte den FC Bayern nach 20 Jahren wieder zu einem internationalen Titel geführt. 1976 als Spieler, 1996 als Trainer: Wo Beckenbauer war, war der Erfolg.
Dieser Artikel ist in verkürzter Form auch bei Miasanrot.de erschienen
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