Der SC Freiburg gehört in der Frauen-Bundesliga zu den Überraschungsteams der Saison. Die Mannschaft von Trainerin Theresa Merk steht aktuell auf dem achten Tabellenplatz – zu wenig für die Ansprüche der Freiburgerinnen und daher durchaus überraschend, wenn man die Platzierungen in den Vorjahren zu Grunde legt (jeweils Sechster). Viel mehr überrascht jedoch die Tatsache, gegen wen der SC Freiburg Punkte holen konnte und gegen wen eben nicht.
Lassen wir die bisherige Saison der Freiburgerinnen einmal Revue passieren:
Am ersten Spieltag ist der FC Bayern München, amtierender Meister, zu Gast im Dreisamstadion. In einem wilden Spiel gleicht der SC Freiburg in der Nachspielzeit aus und erkämpft sich nicht unverdient den ersten Punkt.
Freiburg und Last-Minute-Tore, das wird in dieser Saison so etwas wie ein Running-Gag. Bereits am zweiten Spieltag in Duisburg muss der SCF nämlich die schmerzliche Erfahrung eines späten Gegentreffers machen, 2:2 heißt es am Ende nach einer Bogenlampe von Halverkamps.
Am dritten Spieltag ist Freiburg zu Hause gegen Bremen erneut der Favorit und tut sich lange schwer. Am Ende steht ein glücklicher 2:1-Sieg.
Fünf Punkte nach drei Spielen, ungeschlagen fahren die Freiburgerinnen nach Leverkusen und sehen dort am vierten Spieltag kein Land und verlieren deutlich mit 0:3.
Deutlich überraschender ist die Niederlage am darauffolgenden Spieltag zuhause gegen Nürnberg. Gegen den Aufsteiger leistet man sich ein phlegmatisches Abwehrverhalten und lässt in der Offensive die Durchschlagskraft vermissen. Die Saison der Freiburgerinnen hat eine erste große Delle.
Doch Freiburg, die Wundertüte der Liga, lässt sich davon nicht beirren und gewinnt beim Top-4 Team Hoffenheim anschließend mit 3:2, ist dann anschließend in Wolfsburg jedoch chancenlos (0:4).
Es folgt ein dramatisches Heimspiel gegen Köln, als man bereits 2:0 führt, etliche Chancen für einen dritten Treffer auslässt und am Ende das von Köln gedrehte Spiel, wieder in der Nachspielzeit, noch mit einem Punktgewinn beenden kann. Drama im Dreisamstadion.
Die wechselhafte Saison findet ihren bisherigen Höhepunkt am letzten Spieltag, als man das bisherige Überraschungsteam SGS Essen mit 1:0 auswärts besiegen konnte und zum ersten Mal in der Saison zu Null spielte.
Zusammenfassend kann man sagen, dass der Tabellenletzte Duisburg (2 Punkte) und der Vorletzte Nürnberg (4 Punkte) 50 bzw. 75% aller ihrer Saisonpunkte gegen Freiburg geholt haben. Zähler, die der Merk-Elf in der Endabrechnung im Vergleich zur direkten Konkurrenz, fehlen werden. Auf der anderen Seite konnte man gegen Hoffenheim und Bayern insgesamt 4 Punkte holen, die man vor der Saison vermutlich als „Bonus“ eingestuft hätte.
Was ist also das wahre Gesicht der Freiburger-Mannschaft? Spielerisch wählt der SC Freiburg den gepflegten, meist auch risikoreichen Aufbau durch die Zentrale, schnelle Verlagerungen auf die Außenbahnen. Gegen die Bayern hat dieses Umschaltspiel in Verbindung mit einem mutigen Pressing zur 1:0 Führung geführt. Auf der anderen Seite hat der SC Freiburg Probleme, wenn er als Favorit ins Spiel geht und das Spiel machen soll. Zur schwer wiegt zudem die Versetzung von Janina Minge auf die Sechser-Position, da Meret Felde auf Grund ihrer Schwangerschaft die komplette Saison ausfallen wird. Minge, letztes Jahr 9-mal in der Bundesliga erfolgreich, ist nun mehr mit Defensivaufgaben betraut und kann dem Freiburger Spiel in der Offensive nicht dieselben Impulse geben wie im Jahr zuvor.
Die Freiburger Verantwortlichen um Birgit Bauer-Schick haben dieses Problem erkannt und sich bereits dreifach für die Rückrunde verstärkt: Eileen Campbell und Leela Egli sollen im Sturm für mehr Durchschlagskraft sorgen und die erneut am Knie verletzte Svenja Fölmli ersetzen. Und mit Annie Karich konnte man ein verheißungsvolles Talent aus Amerika für das zentrale Mittelfeld gewinnen. Bis die drei Spielerinnen in Freiburg auflaufen werden, stellt sich am Wochenende aber mit Eintracht Frankfurt ein weiterer Hochkaräter in Freiburg vor.
Ob es wieder eine Überraschung geben wird?
Foto: Oliver Kälke
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